MZ-Artikel 24.08.2002

Zurück


Aktion "Das Volmetal für Grimma" will helfen

Solidarität mit den Menschen in der besonders stark betroffenen Stadt. Die vier heimischen Geldinstitute leisten Anschubfinanzierung für Geldsammlung

Von Horst vom Hofe

MEINERZHAGEN/KIERSPE · Von den beispiellosen Zerstörungen in der 20 000 Einwohner zählenden Stadt Grimma wurde in der MZ in dieser Woche schon berichtet. Betroffen ist nicht nur das Internats-Gymnasium St. Augustin, eine jener ehemaligen mitteldeutschen Fürstenschulen, deren Tradition einst in Meinerzhagen mit der Landesschule "Zur Pforte" lebendig gehalten wurde.

Grimma, bekannt als die "Perle des Muldentals", wurde von einer zwei Meter hohen Flutwelle buchstäblich überrollt. Da die Stadt in der Nacht ohne jegliche Vorwarnung von der Flut überrascht wurde, konnten hier keine vorbeugenden Maßnahmen getroffen werden.

Vom historischen Stadtkern ist nichts mehr übrig. Viele der jahrhundertealten, originalgetreu sanierten Häuser sind von den Fluten förmlich weggerissen worden. Zahlreiche Gebäude sind vom Einsturz bedroht. In der Innenstadt wurden 30 Prozent der Bewohner evakuiert. Die betroffenen Familien haben ihren kompletten Hausrat verloren.

Jetzt soll es auch im Volmetal eine große Solidaraktion für Grimma geben. Entstanden ist die Idee über die aus privater Initiative hervorgegangene Hilfsaktion, die am heutigen Samstag Spielzeug für Kinder aus dem Krisengebiet sammelt. Von 10 bis 17 Uhr an der Stadthalle wird dies geschehen. Andrea Niggemann, Friedhelm Lüken und Volker Gogoll, engagierte Bürger aus Meinerzhagen und Kierspe, waren nach dem ersten Aufruf in der MZ regelrecht "überwältigt" von der ausgelösten Spendenbereitschaft. Sie beschlossen, über die Sammlung von Sachspenden hinaus jetzt auch um Geldspenden zu bitten. "Die wollen wir in Grimma einigen besonders hart getroffenen jungen Familien mit Kindern unmittelbar und direkt zukommen lassen", erläuterte gestern Friedhelm Lüken, Geschäftsführer des Mercedes-Autohauses Jürgens, bei einem Pressegespräch. Er hat Kontakt mit Matthias Berger, dem Bürgermeister von Grimma aufgenommen und diesen gebeten, ihm Adressen von Familien, denen man auf diese Weise helfen kann, zur Verfügung zu stellen.

Bei den vier heimischen Geldinstituten fanden die Initiatoren der Aktion spontane Unterstützung. Die Sparkasse Kierspe-Meinerzhagen und die drei Volksbanken Kierspe, Meinerzhagen und Valbert werden jeweils 1000 Euro sozusagen als "Anschubfinanzierung" auf das bei der Stadtkasse in Meinerzhagen eingerichtete Sonderkonto einzahlen. Obwohl auch die örtlichen Banken über ihre Verbände an der bundesweiten Solidaraktion für den Wiederaufbau schon finanziell stark engagiert sind und hier erhebliche Sondermittel zur Verfügung stellen, will man diese Bürgerinitiative vor Ort unterstützen. Bei dem gestrigen Pressegespräch äußerten sich Jürgen Kiuppis und Wolfgang Opitz (Sparkasse Kierspe-Meinerzhagen), Wilhelm Lockemann (Voba Kierspe), Norbert Laufer (Voba Meinerzhagen) und Reinhard Busch (Voba Valbert) sehr anerkennend über das Engagement und signalisierten dafür ihre Rückendeckung.

"Es gibt auch im Volmetal mittlerweile ein echtes Wir-Gefühl unter den Menschen. Viele wollen helfen. Diese Aktion für Grimma gibt die Möglichkeit, das zu tun in der Gewissheit, dass die Spenden ohne Abzug direkt Hilfsbedürftigen zukommen", äußerte gestern Volker Gogoll.

Auch die Städte Meinerzhagen und Kierspe ziehen mit an einem Strick. Im Kiersper Rathaus sollen die Einnahmen aus einer dort geplanten Sammlung bereitgestellt werden. Die Stadt Meinerzhagen leistet logistische Hilfe. Sie hat bei der Stadtkasse ein Spendenkonto eingerichtet und wird den Spendern auch Spendenquittungen ausstellen.

Bei einer Einzahlung bis zu 100 Euro reicht übrigens der Einzahlungsbeleg. Bei Summen darüber hinaus ist es unbedingt erforderlich, auf dem Überweisungsträger die komplette Anschrift anzugeben, damit dann die notwendigen Quittungen zugestellt werden können.

"Uns hilft jede finanzielle Unterstützung, auch wenn sie noch so klein ist, um hier einen Neuanfang zu ermöglichen. Es herrschen in unserer Stadt momentan noch absolut chaotische Zustände, so dass auch noch keine Aussagen gemacht werden, welche Familien am schlimmsten betroffen sind. Wir werden das aber ermitteln und der Meinerzhagener Aktion dann entsprechende Namen nennen", teilte Grimmas Bürgermeister Matthias Berger mit. Er bedankt sich schon jetzt bei allen Spendern aus dem Volmetal für deren Hilfe.

Eingebunden werden soll in die Aktion übrigens auch die Veranstaltung "Meinerzhagen à la Carte" am nächsten Samstag. Auch hier sollen Spenden gesammelt werden.

Bewusst will man die Spendenaktion auf einen Zeitraum von etwa zwei bis drei Wochen begrenzen. "Sofort danach wollen wir das eingegangene Geld dann betroffenen Familien in Grimma als Soforthilfe zur Verfügung stellen", erläutert Friedhelm Lüken.

Und so kann man mitmachen: Eine Einzahlung an die Stadtkasse Meinerzhagen auf das Sonderkonto 66 167 bei der Sparkasse Kierspe-Meinerzhagen, BLZ 458 516 65 leisten und dabei unbedingt als Verwendungszweck das Stichwort "Flutopfer Grimma" angeben.

Auch der Spendername und die vollständige Anschrift sollten, sofern eine Spendenquittung gewünscht wird, auf dem Überweisungsträger mit angegeben werden.


© [24.08.2002] Märkischer Zeitungsverlag GmbH & Co. KG
Vervielfältigung nur mit Genehmigung des Verlags