MZ-Artikel 18.08.2003

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Abrisspläne für die Landesschule liegen parat

Wenn auch die Stadt Meinerzhagen mit ihren Bemühungen um eine neue Nutzung scheitert, rollen unweigerlich die Abbruchbagger an

MEINERZHAGEN · Sachverständige Mitarbeiter der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) haben ihre Arbeit an dem von der Stadt Meinerzhagen in Auftrag gegebenen Gutachten über den baulichen Zustand und die künftigen Nutzungsmöglichkeiten der ehemaligen Landesschule weitgehend abgeschlossen. Erste Zwischenergebnisse liegen, so der Städtische Beigeordnete Wolfgang Kittner, schon vor. Doch bevor nicht das komplette Gutachten im Rathaus angekommen ist, wolle man sich eine Bewertung versagen. "Das wird dann voraussichtlich im Herbst im Rat und den Fachausschüssen geschehen." Vor allem die Frage, ob es für die angedachte neue Nutzung überhaupt Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten gibt, dürfte dabei der wichtigste Aspekt sein. Angesichts leerer öffentlicher Kassen fällt der Glaube daran, dass es letztlich zu einer tragfähigen Lösung wird kommen können, indes schwer.

Eingeschlossen in den Gutachterauftrag sind überdies auch Aussagen über eine mögliche Schadstoff-Belastung des Gebäudes des ehemaligen Internatsgymansiums. Wie Bürgermeister Erhard Pierlings zu einem früheren Zeitpunkt gegenüber der MZ erläuterte, geht es vorrangig um die Prüfung der Nutzungsmöglichkeiten für die Unterbringung von Sonderschule und Musikschule. Dass es auch zu einer Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt für ein ins Gespräch gebrachtes Zentrum für die berufliche Qualifizierung junger Menschen komme, sei angesichts der finanziellen Probleme bei der Bundesanstalt für Arbeit eher fraglich geworden, so der Bürgermeister.

Für die Erstellung des Gutachtens werden rund 120 000 Euro eingesetzt, von denen das Land Nordrhein-Westfalen als Zuschuss 84 000 Euro übernimmt.

Für die Evangelische Landeskirche von Westfalen bedeutet die nach wie vor in ihrem Besitz befindliche Immobilie eine zunehmende Belastung. Auf rund 250 000 Euro jährlich belaufen sich die Unterhaltungskosten, denen zudem kein messbarer Gegenwert entgegensteht. Wie der Leiter der Presseabteilung des Landeskirchenamtes unserer Zeitung auf Anfrage mitteilte, gibt es nach gescheiterten eigenen Bemühungen zum Verkauf konkrete Abrisspläne. "Wenn auch die Stadt Meinerzhagen zu keiner tragfähigen Lösung findet, wird das die einzige noch bleibende Alternative sein, die dann auch möglichst zügig umgesetzt werden dürfte", so der Sprecher.

Bei 30 Millionen Mark lagen 1993 die Vorstellungen der Evangelischen Landeskirche als Kaufpreis für einen Deal mit der Stadt: Die sollte dafür die Gebäude des Gymnasiums auf dem Bamberg erhalten, hätte hier die Hauptschule unterbringen und sich dann den Neubau einer weiteren Grundschule sparen können. Das ehemalige Internatsgynnasium Schulpforta wäre im Gegenzug von der Landeskirche mit einem damals auf rund 58 Millionen Mark geschätzten Investitionsaufwand erweitert worden und hätte dann das Gymnasium aufgenommen.

Aus diesen Plänen wurde bekanntlich nichts. Die Stadt entschied sich vor dem Hintergrund der angespannten Finanzen für eine erheblich kostengünstigere Lösung: Mit rund 12 Millionen Mark baute sie die neue Grundschule Kohlberg.

Damit blieb das Problem Nutzung der ehemaligen Landesschule ungelöst. Erhebliche Finanzmittel muss die Evangelische Landeskirche seither jährlich für die Unterhaltung des seit Jahren leer und ungenutzt gebliebenen Komplexes "Auf der Freiheit" aufbringen.

Vor diesem Hintergrund sind die hohen Kaufpreisvorstellungen der Kirche für die Landesschule mittlerweile deutlich zurückgenommen worden. Doch es erweist sich als zunehmend schwierig, ein neues Nutzungs- und vor allem auch ein Finanzierungskonzept auf die Beine zu stellen.

Auf dem Tisch liegt ein durchaus verlockendes und in sich schlüssiges Nutzungskonzept mit einem integrierten Angebot für Jugendliche und junge Erwachsene. "Es gibt eine große Palette von Angebot und Nachfrage", so Pierlings. Doch der Knackpunkt: Weil es sich hier um verschiedenste Bereiche und Träger handelt, gibt es auch die unterschiedlichsten Zuständigkeiten für mögliche finanzielle Förderungen. "Das alles unter einen Hut zu bringen, ist ungeheuer schwierig", verhehlt Bürgermeister Erhard Pierlings nicht. Obwohl man sich in intensiven Gesprächen und Verhandlungen befinde und selbst auf höchster politischer Ebene mit dem Landeskabinett in Kontakt trat, zeichne sich derzeit kein Erfolg ab. · -fe


© [18.08.2003] Märkischer Zeitungsverlag GmbH & Co. KG
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